Autor:
Lesedauer ca. 5 min.

atMOERSphere Festival am 13.05.2023 im Bollwerk 107, Moers

Eventname:

atMOERSphere Festival

Künstler:

OTHO, Aeon Temple, Sleeping Green, Purple Dawn, Smokemaster

Ort:

Bollwerk 107, Moers

Datum:

13.05.2023

Genre:

Stoner Rock, Psychedelic Rock, Heavy Rock, Progressive Rock, Doom Rock

Veranstalter:

Gerade zurückgekommen von einer Dienstreise nach Budapest, bei der ich leider keine Gelegenheit hatte, eine Liveshow zu erleben, darf ich heute beim atMOERSphere in Moers dabei sein. Von den fünf Bands, die uns heute ihre Riffs um die Ohren ballern wollen, habe ich nur Aeon Temple schon gesehen. Die anderen vier Bands “kenne” ich nur, weil ich sie mir für unseren Vorbericht angehört habe. Aber live ist ja immer eine ganz andere Hausnummer, und so bin ich sehr gespannt, was im Bollwerk 107 so abgehen wird. Gespannt bin ich auch, wie voll es wird. Aber da kann mich Tobias, einer der drei Organisatoren, gleich auf Stand bringen. Der Vorverkauf lief schon bemerkenswert gut.

Dass nicht nur der Vorverkauf gut lief, sondern auch noch viele Menschen die Abendkasse nutzen, zeigt sich gleich bei der ersten Band des Tages. Als OTHO nämlich mit ihrer Show loslegen, ist der Raum vor der Bühne sehr gut gefüllt. Über die Band mehr rauszufinden, als dass es sie erst seit ungefähr einem Jahr gibt, ist mir nicht gelungen. Aber fleißig sind die Männer, denn sie haben schon einige Songs veröffentlicht, die sich gut auf der Setliste machen. Passend zu den sphärischen Klängen, die sich in Songs wie Everclear 76 immer wieder mal ihren Raum bahnen, ist die Bühne komplett in blaues Scheinwerferlicht getaucht, was für eine erste audiovisuelle Rundumbedienung sorgt.

Dass Aeon Temple eine sehr feste und treue Fanbase haben, habe ich schon bei der ersten Show, bei der ich dabei war, gemerkt. Und auch heute stehen sie schon während der Umbaupause in der ersten Reihe, um die Energie, die gleich von der Bühne ballern wird, ungefiltert aufsaugen und den Ball wieder zurückspielen zu können. Wahnsinn, was Aeon Temple, die ja in Minimalbesetzung zu dritt unterwegs sind, da wieder für eine furiose Show liefern! Die Songs des Trios knacken ja auch gern mal die Zehn-Minuten-Marke, da gibt’s natürlich auch immer wieder sehr geile Soli, bei denen die Finger von Claus scheinbar mühelos über die Saiten gleiten.

Bei manchen Bands frage ich mich ja, wie es zu dem Bandnamen gekommen ist. Sleeping Green ist eine von diesen Bands. Gegründet wurde sie bereits vor über zehn Jahren, im vergangenen Jahr haben sie ihre EP Nola veröffentlicht. Und mit dem ersten Track dieser EP, Atlas, legen sie auch los. Dieser Song bewegt sich, wie auch Odyssey, um die zehn Minuten Spielzeit, da haben die Jungs fast die Hälfte der Stagetime schon rum. Neben einem weiteren Song von Nola, nämlich Vagina Voyage (was ein Name!), haben die Jungs aber auch neuere Tracks mitgebracht. Passend zum Bandnamen ist die Bühne jetzt überwiegend in grünes Licht getaucht, und in dem von Anbeginn an wabernden Bühnennebel sind die Jungs manchmal nur schemenhaft zu erkennen. Wieder mal eine Show für Augen und Ohren, wobei ich eigentlich jede Minute darauf warte, dass eins der Trommelfelle oder der Becken unter den kraftvollen Schlägen des Drummers aufgibt. 😂

Beim Bandnamen Purple Dawn musste ich, warum auch immer, sofort an den Song Purple Rain von Prince (RIP) denken. Aber mit dem hat die Anfang 2020 gegründete Kölner Band nichts am Hut. Jetzt gibt’s einen sehr geilen Mix aus Doom Rock und Heavy Rock, und der Begriff “tonnenschwere Riffs” scheint für die Männer erfunden worden zu sein. Im vergangenen Jahr haben sie gleich zwei Mal was fürs Ohr geliefert, nämlich Peace & Doom und Peace & Doom Session Vol. II. Peace & Doom kommt zwar “nur” mit 4 Tracks daher, einer davon ist allerdings tatsächlich sage und schreibe um die 35 (in Worten: fünfunddreißig!!) Minuten lang. Der findet sich heute nicht auf der Setliste, aber die drei Männer sorgen für ausgiebiges Headbanging nicht nur in den ersten Reihen.

Ebenfalls aus Köln kommt zu mittlerweile sehr fortgeschrittener Stunde die letzte Band des Abends. Und leider trifft es Smokemaster wie so viele andere Bands, die als letztes spielen, denn das Bollwerk 107 hat sich doch merklich geleert. Die, die nicht mehr dabei sind, haben aber echt was verpasst. Der Genrewechsel hin zu Psychedelic Rock ist so direkt nach Purple Dawn schon ein ziemlich krasser, steht aber auch für die Abwechslung im Line-Up. Mit dem ersten Song ihres im September 2022 veröffentlichten Albums Cosmic Connector legt das Quintett los. Es ist der knapp zehn Minuten lange Titeltrack, und bei den Riffs im Intro muss ich sofort an Run Like Hell von Pink Floyd denken. An Pink Floyd darf man auch weiterhin denken. Mir fallen aber auch durchaus Bandnamen wie Led Zeppelin oder Deep Purple ein, und das liegt nicht nur an den Keyboardklängen, die Tobi sehr souverän liefert. Da darf’s dann auch gern mal ein sehr geiles Keyboardsolo sein. Was mich tatsächlich am meisten fasziniert, ist der herausragende Gesang von Björnson. Der jagt mir insbesondere beim großartigen War Piece einen Gänsehautschauer nach dem anderen über den Rücken. Auch War Piece und Forest vom 2022er Album haben ihren Weg auf die Setliste gefunden, das selbstbetitelten Album aus 2020 wird mit Trippin’ Blues, Ear Of The Universe, Astronaut Of Love bedacht, auch die Zugabe Astral Traveller stammt von diesem Album.

Mittlerweile ist es tatsächlich ungefähr 1:30 Uhr nachts, da halte ich trotz der sehr kurzen Fahrt, die ich jetzt vor mir habe, die Abschiedsrunde ziemlich kurz. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass ich bei dieser ersten Ausgabe des atMOERSphere dabei sein durfte. Dass Tobias in seiner letzten Ansage dann auch den Satz fallen lässt “Bis zum nächsten Jahr” ist dann das i-Tüpfelchen.

Diesen Beitrag teilen

Facebook
WhatsApp
Telegram
Email
Nach oben