Gestern hatte ich konzerttechnisch mal wieder die Qual der Wahl. Denn nicht nur Chaosbay waren in der Nähe, sondern in Wesel war die Releaseshow von Disminded angesetzt, zu der ich ebenfalls eingeladen war. Das war keine leichte Entscheidung. Aber es soll doch nach Bochum gehen. Die erste Überraschung wartet schon im Parkhaus, das ist nämlich erstaunlich voll, und ich muss bis in die oberste der vier Etagen fahren. Die zweite Überraschung gab’s dann an der Location, Die Trompete. Nicht nur ich dachte, dass um 19:00 Uhr Einlass und um 20:00 Beginn wäre. Aber nein, 20:00 Uhr ist Einlass! Gut, dass das Bermudadreieck um die Ecke liegt, da kann man sich die Zeit vertreiben.
Meine Überlegungen, wie viele Menschen wohl noch den Weg zu dieser Show finden würden, waren ziemlich schnell beantwortet. Als dann endlich Einlass ist, ist nämlich die Schlange vor Die Trompete schon sehr lang. Und während ich mich noch direkt an der Bühne bereitmache, strömen immer noch Menschen rein. Ob die Show ausverkauft ist, weiß ich nicht, aber nicht nur vor der Bühne wird es kuschelig.
Gegen 20:45 Uhr entern dann zum Intro die Jungs von Elwood Stray die Bühne. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich von denen noch nichts gehört hatte, obwohl es die Band schon seit 2016 gibt und sie in 2017 ihre erste EP Burn The Bridge veröffentlicht haben. Aber gleich mit den ersten Klängen von Free Falling aus 2021 haben sie mich. Um mich herum singen die meisten lautstark mit, was nicht nur Sänger Maik sichtlich freut. Der kann nicht nur richtig geile Shouts und Growls, Elwood Stray sind auch mit zwei richtig guten “Backgroundsängern” ausgestattet. Wie Maik erzählt, war das Quintett gestern schon mit Chaosbay in Leipzig. Aber da Elwood Stray ja aus Essen kommen, freuen sich die Jungs, jetzt auch “in der Heimat” spielen zu können. Die fünf nehmen ausnahmslos alle vor der Bühne mit, und ich muss mich sehr zusammenreißen, mich nicht in den Pit zu stürzen, der da hinter mir zu Songs wie Exile und Trespass aus 2019 oder Uncertain Me und No Cure aus 2022 abgeht. Und nicht nur vor der Bühne ist ordentlich Bewegung, auch auf der Bühne geht’s ordentlich ab, Beinahe-Zusammenstöße inklusive. Viel zu schnell geht diese sehr geile Show zu Ende, aber, wie Maik es sagt “Chaosbay warten darauf, spielen zu dürfen”. Auf jeden Fall werde ich Elwood Stray im Auge behalten, und wenn die so weiter machen, dürften die bald ziemlich weit nach oben kommen. Jetzt räumen sie aber erst einmal ihre Sachen von der Bühne und machen Platz für Chaosbay.
Mit Elwood Stray haben sich die vier von Chaosbay definitiv eine sehr geile Supportband ausgesucht, aber jetzt sind sie selbst dran. Beim Umbau packen natürlich alle mit an. Und da ich meinen Platz in der ersten Reihe nicht aufgebe, kann ich mir das schon mal aus der Nähe angucken. Dass mich Alexander noch erkennt und sich bei der Begrüßung sogar noch an meinen Namen erinnert, freut mich natürlich. Auch mit Jan, der uns eingeladen hatte, kann ich gleich ein paar Worte wechseln, während er mit seinem Board beschäftigt ist. Dann startet das Intro und das Quintett betritt unter lautem Applaus die Bühne. Genau wie bei den Jungs von Elwood Stray sind auch bei Chaosbay die Batterien nach der gestrigen Show in Leipzig wieder aufgeladen, und sie legen mit Songs von Boxes aus dem vergangenen Jahr los. Dass dann auch mein Lieblingssong Lonely People wieder den Weg in die Setliste gefunden hat, und gleich an zweiter Stelle steht, lässt mich vor Begeisterung ja fast platzen. Da ist dann natürlich an fotografieren nicht zu denken, ich singe genauso lauthals mit, wie die Menschen um mich herum. Songs vom namensgebenden Album gibt’s natürlich auch, und Jan erklärt auch, wie es zu dem “Titel mit den vielen zweien” kam. Chaosbay denken nämlich, dass in zweihundert Jahren nicht alles vorbei ist, sondern die Welt eine bessere. Es gibt keine Kriege mehr, die Klimakatastrophe haben wir abgewendet, und die Menschen agieren nicht gegen- sondern miteinander. “In 200 Jahren sollten wir das doch schaffen, oder?”, fragt er uns. Da schallt ihm dann ein lautes “Ja!!” entgegen. Unter anderem mit Avalon wird dieses Album, das man sich heute auch in der Vinyledition zulegen kann, bedacht. Zurück zum Album Asylum aus 2020 geht’s natürlich bei der so energiegeladenen Show auch. Mit dem Album beschreiben Chaosbay noch, wie es auf der Welt aussieht. Klimakrise, Flüchtlingskatastrophen, Rassismus sind die Themen, die die vier in den so typischen und unverwechselbaren Chaosbay-Sound gekleidet hatten. Was während der Show hinter mir abgeht, sehe ich, als ich mich umdrehe, da gibt’s von Moshpit über Circle Pit bis Wall of Death alles, was zu so einer geilen Show dazugehört. Aber auch so eine geile Show nähert sich irgendwann mal dem Ende, und so legt Jan die Gitarre weg, um, wie bei jeder Chaosbay-Show, den letzten Song anzustimmen. Es ist auch der letzte Song auf Asylum, und natürlich sind wir alle auch bei Heavenly Island textsicher und singen lautstark mit. Die “Zugabe”-Rufe lassen dann nicht lange auf sich warten, und wir müssen auch nicht lange darauf warten, dass die vier wieder auf die Bühne kommen. Zwei Songs haben Chaosbay noch im Gepäck, und ich freue mich sehr, dass sie auch ihre neuste Single, die Coverversion des The Police-Klassikers Message In A Bottle, nicht vergessen haben. Normalerweise stehe ich dann bei den Abschlussfotos vor der Bühne, aber Jan hatte mich gefragt, ob ich die Fotos von der Bühne runter machen kann. Natürlich kann ich, und bei der Gelegenheit sehe ich dann auch, wie vollgepackt Die Trompete tatsächlich ist.
Auf meinem Weg nach draußen sehe ich, dass der Merchandisestand genauso dicht umlagert ist, wie die Theke. Dazu bin ich jetzt tatsächlich zu ausgepowert, also schiebe ich mich durch die Menschenmenge und mache mich dann auf den Weg zum nahegelegenen Parkhaus. Dass ich dort dann tatsächlich nur 4€ zahlen muss, ist dann das letzte kleine Highlight dieses großartigen Konzertabends.
Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de
Eventname:
2222 Tour
Künstler:
Chaosbay, Elwood Stray
Ort:
Die Trompete, Bochum
Datum:
11.03.2023
Genre:
Metalcore, Progressive Metal, Alternative Metal
Veranstalter:
Headline Concerts
