Autor:
Lesedauer ca. 2 min.

Nik Nova – At The Crossroads

Künstler:

Nik Nova

Herkunft:

Köln, Deutschland

Bandmitglieder:

Nik Nova (Gesang und Gitarren)

Link:

Album:

At The Crossroads

Genre:

Rock, AOR, Crossover, Singer-Songwriter

Erscheinungsdatum:

22.04.2022

Tracklist:

1. Breathing Hard
2. From Empty Rooms
3. Weightless
4. Burial Of A Lover
5. Ghosts Of Puget Sound
6. Quiet Men
7. At The Crossroads
8. Call My Boat
9. Dead’N’Gone
10. Canadian Skies

Als ich den Titel las, den Nik Nova für sein neues Album gewählt hat, fielen mir sofort einige Situationen aus der Vergangenheit ein, in denen ich, bildlich gesprochen, auch “at the crossroads” stand, also mehrere Möglichkeiten gegeneinander abwägen musste. Man trifft ja so viele Entscheidungen, viele davon blitzschnell und unbewusst. Aber manchmal ist der Prozess der Entscheidungsfindung doch ein längerer, vor allem, wenn es um Emotionen geht. Und gerade in der aktuellen Zeit mit seinen Unwägbarkeiten und schlechten Nachrichten ist man noch emotionaler unterwegs. Da möchte Nik Nova mit seinem Album At The Crossroads so eine Art ruhigen Gegenpol setzen und die Last der vielen, teils widerstreitenden Emotionen ein wenig verringern.

Dafür kehrt er in den zehn Songs zu seinen musikalischen Wurzeln zurück, die er auch nach über 20 Jahren, die er mittlerweile in der Musikszene aktiv ist, nie gekappt hat. Nach Ausflügen in den Progressive Rock, den Post Hardcore, den Blues und sogar in den Reggae präsentiert er sich, so viel möchte ich schon mal sagen, auf At The Crossroads sowohl als brillanter Songwriter als auch als toller Sänger, der seine Inspirationen aus verschiedenen Genres bezieht und daraus ein großartiges Gesamtwerk erschafft. Metal findet man auf diesem Album definitiv nicht, und so richtig rockig wird es in den teils Blues-getränkten, teils folkigen, manchmal auch ein wenig Country-beeinflussten Songs auch nicht. Die ungefähr 50 Minuten Spielzeit, die relativ gleichmäßig auf die zehn Tracks verteilt sind, laden aber auf jeden Fall dazu ein, sich mit seinem Lieblingsgetränk in seiner Lieblingsecke niederzulassen, alle möglichen Störungsquellen stumm zu schalten, und die Türen zum Kopfkino zu öffnen.

Noch relativ reduziert geht es mit Breathing Hard los. Da sehe ich es förmlich vor mir, wie Nik mit seiner Gitarre im Scheinwerferlicht sitzt, während Bassgitarre und Schlagzeug aus dem dunkel gehaltenen Hintergrund den Song vorwärtstragen. Aber gleich der nächste, leicht bluesige Song From Empty Rooms kann mit einem wunderbaren Keyboardspiel aufwarten, dem wir auf dem Album auch noch des Öfteren begegnen werden. So zum Beispiel bei meinem zweiten Favoriten, dem großartigen Quiet Men. Dem folgt der Titeltrack At The Crossroads, beim dem ich hin- und hergerissen bin zwischen den verschiedenen Gitarrenlicks, die immer mal wieder aus dem Hintergrund auftauchen, und dem Gesang von Nik Nova, der auch ganz ohne Instrumente seine Wirkung entfalten würde. Wie variabel Nik in seinem Gesang ist, zeigt er im bluesigen Dead’N’Gone, wo er auch mal mit dunklerer Stimmfärbung daherkommt, was ihm außerordentlich gut steht. Den längsten und meiner Meinung nach intensivsten Song hat Nik ans Ende des Albums gestellt. Wenn ich den Titel Canadian Skies lese, poppen in meinem Hirn gleich Bilder von einem strahlend blauen Himmel auf, der sich über die kanadischen Rocky Mountains spannt und in dem ein stolzer Adler seine Kreise zieht. Ob Nik die einsamen Nächte in Vancouver verbracht hat, die er hier mit wehmütiger Stimme besingt, mag sein Geheimnis bleiben.

Auch wenn At The Crossroads ja ein Soloalbum von Nik Nova ist, hat er die Arbeiten daran nicht allein durchgezogen, sondern hatte Unterstützung von Alessandro Del Vecchio (Keyboards, Bassgitarre, Schlagzeug), Vladimir Divjak (Bassgitarre) und David Bruhn (Schlagzeug). Das Mixing haben Nik und Alessandro gemeinsam gemacht, das Mastering lag in den Händen von Alessandro.

Unser Fazit

Puh, dieses Review hat mich eine Menge Hirnschmalz gekostet. Ich bin ja genretechnisch ziemlich breit aufgestellt, aber 50 Minuten am Stück Singer-Songwriter habe ich mir noch nicht gegeben. Und darüber geschrieben habe ich natürlich erst recht nicht. Aber man sollte sich diese Zeit, wenn man sich drauf einlassen möchte, einfach mal gönnen. Ich hätte fast geschrieben, “zu schade zum Nebenbei hören”, aber einige der Songs haben es tatsächlich in meine Playlist fürs Autofahren geschafft. Dort finden sich auch Songs eines meiner Lieblings-Countrysänger Tim McGraw, und an den und seine so wunderbar erzählten Geschichten aus dem Leben musste ich beim Hören dieses Albums sehr oft denken. Auf der Nik Nova-Künstlerseite beim Label Timezone Records werden Namen wie Chris Cornell, Nick Cave, PJ Harvey oder Radiohead genannt. Vielleicht hilft das ja besser bei der Einordnung von Nik Nova.

Unsere Wertung

8.5 von 10.0

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