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Lesedauer ca. 4 min.

Kult On Tour Crossover am 10.12.2022 im Don’t Panic, Essen

Eventname:

Kult On Tour Crossover

Künstler:

Aris Valentino, Joker's Kingdom, Avalanche

Ort:

Don't Panic, Essen

Datum:

10.12.2022

Genre:

Rock, Alternative Rock, Indie Rock, Post Grunge, Post Hardcore

Veranstalter:

Kult On Tour

So oft, wie ich jetzt schon im Don’t Panic in Essen war, kenne ich natürlich den Weg und weiß auch, wo ich parken kann. Aber heute ist alles ein wenig anders, denn es läuft die Fußballweltmeisterschaft und die marokkanische Mannschaft gewinnt ihr Spiel. Als ich das auf der Anfahrt höre, ahne ich schon, was auf mich zukommt, aber die marokkanischen Fans toppen meine Erwartungen locker. Die Straßen um das Don’t Panic sind ein einziger Autokorso, und der Weg zu “meinem” Parkplatz ist dicht. Aber ich finde doch noch einen Platz ziemlich in der Nähe und komme somit doch noch vor Einlass an. Backstage, wo die Show nachher stattfindet, herrscht, zumindest für meine Augen, ein heilloses Durcheinander, aber die Jungs von Avalanche und Joker’s Kingdom, die sich mittendrin tummeln, haben natürlich die Ruhe weg.

Da Alfred von Kult On Tour wegen der Verkehrslage damit rechnet, dass es einige Fans nicht rechtzeitig zur Show schaffen, wird der Beginn kurzerhand um eine halbe Stunde nach hinten verlegt. So bleibt noch genügend Zeit für sehr unterhaltsame Gespräche mit den Jungs von Joker’s Kingdom. Da ich deren Bassisten auch von seiner anderen Band Birds On Planes kenne, gibt’s mehr als genug Themen. Dass die Jungs aber auch unseren verschiedenen Online-Auftritten schon seit langem folgen, freut mich natürlich sehr. Und auch auf dem Instrumentenkoffer des Bassisten von Avalanche prangt ein alter SYLB-Aufkleber. Das sehe ich aber erst später, als die Jungs sich für ihren Auftritt fertig machen.

Auch die Vorbereitungen von Aris Valentino bekomme ich im Backstagebereich mit, und die Jungs zeigen sich hochkonzentriert. Dann geht’s auf die Bühne, und das Quintett kann in viele erwartungsfrohe Gesichter blicken. Ich habe ja schon im Backstagebereich gerätselt, wie alt (bzw. jung) Aris wohl sein mag, aber ein Blick auf sein Profil bei Bandmix.de zeigt mir, dass ich ein wenig zu hoch gegriffen hatte. Gerade mal 21 Jahre alt ist der Junge, aber trotzdem schon so etwas wie ein alter Hase im Musikbusiness. Bevor er mit seinen eigenen Songs losgelegt hat, hat er nämlich schon andere Künstler produziert. Heute steht er mit seiner eigenen Band auf der Bühne und präsentiert sich als Rampensau par excellence. Ein eigenes Album hat er auch schon veröffentlicht, und so hat er keine Probleme, seine Setliste zu bestücken. Dass der erste Song dann gleich mal Showtime heißt, passt. Aber auch bei Crazy, Nervous oder She’s Dramatic zeigen sich die gut gelaunten Fans vor der Bühne außerordentlich textsicher. So etwas wie eine Ballade gibt’s mit Right Person Wrong Time auch, und da wird die Bühne dann von vielen Handylichtern beleuchtet. Sehr kurzweilige Show, die auch ohne Zugabe nicht vorbei ist.

Auf Joker’s Kingdom war ich schon sehr gespannt, seit ich diese Show im Kalender hatte. Die Jungs hatten nämlich schon den Toys2Masters-Bandcontest gewonnen und versprachen einen Mix aus Post Grunge, Alternative Rock und Indie Rock. Und das Versprechen haben die Dortmunder mehr als eingelöst. Nachdem sie in diesem Jahr schon auf vielen Bühnen gestanden haben und der Konzertplan auch absehbar noch einige Auftritte listet, gibt’s heute nicht nur auf sondern auch vor der Bühne ordentlich Bewegung. Da wird gehüpft und getanzt, und Sänger/Gitarrist Justin kann die Besucher sogar zu einer Polonaise bewegen. Die schlängelt sich dann vor der Bühne herum, bevor das Ganze in einen kleinen Moshpit übergeht. Die Temperaturen im Don’t Panic steigen, aber Joker’s Kingdom sind definitiv mehr als ein Einheizer für Avalanche. Mit den Songs ihrer EP Gravity können sie die viel zu kurze Setliste schon mal bestücken, aber es gibt nicht nur den Titeltrack oder Bad Symphony auf die Ohren, sondern auch die Joker’s Kingdom-Version des Ramones-Klassikers Blitzkrieg Bop. Da kann ich dann sogar mal mitsingen. 😀 Eine Zugabe können Joker’s Kingdom leider nicht liefern, aber die Jungs auf der Bühne dürfen mit uns um die Wette strahlen und sich über einen sehr gelungenen Auftritt freuen.

Der Aufbau für die Show von Avalanche dauert etwas länger, denn die Jungs haben ihre eigene Lichtshow mitgebracht. Aber natürlich packt jeder mit an, und ich gucke gern dabei zu, wie die fünf auf der Bühne herumwuseln, die Lichtröhren platzieren und die Instrumente ein letztes Mal stimmen. Und schon dabei merkt man ihnen an, wie sehr sie sich freuen, endlich mal wieder auf der Bühne stehen zu können. Auch, wenn es die Band ja schon seit dem Jahr 2015 gibt, wurden die Essener natürlich auch von der Pandemie getroffen und konnten keine Shows spielen. Und das war für sie, die sich dort so gern austoben, schon sehr hart. Das Intro des Quintetts ist eines der längsten, die ich bislang live erlebt habe. Es ist nämlich Kickstart My Heart von Mötley Crüe, der in voller Länge gespielt wird, bevor die Jungs mit dem Intro und dem Song Save Me der 2018er EP Avalanche loslegen. Anders als Vollgas geben, können sie nicht. So durfte ich sie schon einige Male erleben und freue mich daher mindestens genauso sehr wie sie selbst, dass Alfred (Kult On Tour) sie wieder eingeladen hat. Die konzertfreie Zeit haben auch Avalanche sehr kreativ genutzt und können heute gleich drei neue Songs präsentieren. Mit Fall For You, Tonight (The Bitter End) und Stay With Me zeigen sie, dass sie sich auch in harten Zeiten nicht unterkriegen lassen. Und mit Myself, Try Again oder Thursday Night von der 2018er EP, Wake Me Up aus dem Jahr 2019 oder dem Song Trigger aus dem Jahr 2020 können sie ihre Setliste natürlich problemlos bestücken. So werden die fünf nach dieser geilen Show auch zur mittlerweile fortgeschrittenen Stunde nicht ohne Zugabe von der Bühne gelassen. Die spielen sie natürlich gern, bevor sie sich zum Abschlussfoto aufbauen. Währenddessen läuft dann auch das Outro, nämlich Kiss From A Rose von Seal. Ungewohnte Klänge von einer Post Hardcore-Band, aber für Überraschungen sind Avalanche immer gut. 😀

Auch heute hat Alfred bei der Auswahl der Bands mal wieder ein glückliches Händchen gehabt. Bei Crossover-Shows kann man ja auch Pech haben, dass man mit einem Genre gar nichts anfangen kann. Aber die drei Bands, die heute auf der Bühne standen, haben allesamt auf ganzer Linie überzeugt. Mittlerweile ist es aber fast Mitternacht, und so mache ich mich dann doch relativ zügig auf den Heimweg. Die marokkanischen Fans haben bei den Temperaturen, die draußen herrschen, ihre Feier wohl nach drinnen verlegt. So verläuft die Rückfahrt dann problemlos.

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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