Wie lange ich Janos kenne, weiß ich gar nicht ganz genau. Es muss aber schon über zehn Jahre her sein, dass er mir mit seiner damaligen Band Seeking Raven bei einem der von mir besuchten Konzerte auffiel. Auch seine Band Blossom Cult habe ich eine Zeitlang begleitet, obwohl mir beide Bands eigentlich musikalisch zu ruhig waren. Ich habe aber immer die schier unerschöpfliche Kreativität von Janos bewundert, die sich insbesondere in den Progressive Rock-Songs von Seeking Raven Bahn gebrochen hat. Nicht zu vergessen auch die spieltechnischen Fertigkeiten, die ihm und den Jungs bei den teilweise ziemlich frickeligen Seeking Raven-Songs einiges abverlangten, und die sie doch so scheinbar mühelos rüberbrachten.
Irgendwann hatte ich Janos dann doch aus den Augen verloren, und so war es tatsächlich auch an mir vorbeigegangen, dass er im Juli vergangenen Jahres mit seiner Coverversion des Chris Isaak-Songs Wicked Game wieder auf sich aufmerksam machte. Fünf Monate später folgte dann schon die nächste Single mit einem eigenen Song, und auch auf der Bühne zeigte sich Janos wieder. Mit seinem ersten Soloalbum Change macht er nun nicht nur sich selbst ein Geburtstags-, sondern uns allen auch so etwas wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk.
Die 13 Songs des Albums kommen fast alle in einer sehr radiotauglichen Länge von um die drei Minuten daher, machen gehen auch in Richtung vier Minuten, und bringen Change so auf eine Spielzeit von ungefähr 40 Minuten. Radiotauglich sind auch die sehr eingängigen Melodien und Refrains, die sich widerstandslos durch die Gehörgänge schieben. Die Zeiten von Seeking Raven sind ja offiziell sowieso vorbei gewesen, und auch beim Songwriting für Change hat Janos keinen Blick zurück geworfen, sondern nur nach vorn geschaut. Aber manche Sachen bleiben halt doch: Geschichten erzählen kann Janos nach wie vor (wie großartig ist bitte Short Stories?!), als Multiinstrumentalist hat er tatsächlich neben dem Gesang auch alle Instrumente selbst eingespielt, und die rockigen Wurzeln sind auch nicht gekappt (Mirror, Mirror). Bei dem Songtitel But Art Flows ist der Name Programm, denn das ist ein wunderbar fließender instrumentaler Song mit einem schönen Klavierspiel, der die entspannte Stimmung des Albums in sich vereint. Direkt danach den elektronisch ein wenig verfremdeten R’n’B-Track Shadow Of The Past anzusetzen (höre ich da ein wenig Justin Timberlake?), ist mutig, zeigt aber auch sehr eindrücklich, dass Janos musikalisch auch anders kann, als er sich überwiegend auf Change präsentiert. Mit Labyrinth, das war die erste Single von Change, kann er mich dann aber doch noch einmal überraschen. Was ein mitreißender Uptempo-Track, der schon fast ein wenig in Richtung Rockabilly steuert! Mit Waves ist dann auch tatsächlich schon der vorletzte Song von Change erreicht. Noch einmal ein fast schon zu kurzes Instrumental, dieses Mal mit schönem Gitarrenspiel. Den Höhepunkt des Albums hat Janos aber an den Schluss gesetzt. War bis hierhin ja Short Stories mein Favorit, kriegt der mit fast schon hymnisch anmutenden Show You ernsthafte Konkurrenz. Was ein bombastisches Finale!!
Bei mir muss es ja sowieso nicht immer nur Extreme Metal sein. Während ich diesem Text den letzten Feinschliff verpasse, läuft zum Beispiel eine Playliste mit sehr geilen Electronic-Tracks, und meine Lieblingsband aller Zeiten ist und bleibt ABBA. 😃 So kann mich auch Janos mit den 13 Tracks seines Debütalbums sehr gut unterhalten, wenn er meinetwegen auch gern noch ein wenig experimentierfreudiger hätte sein dürfen. Aber Fans von Indie/Alternative Rock sollten sich Change definitiv mal zu Gemüte führen.
Künstler:
Janos Romualdo
Herkunft:
Deutschland
Bandmitglieder:
Janos Romualdo (Gesang und alle Instrumente)
Link:
Album:
Change
Genre:
Indie Rock, Alternative Rock
Erscheinungsdatum:
19.12.2024
Tracklist:
1. Over
2. The Simple Things
3. Addicted To Change
4. Short Stories
5. Alright
6. Mirror, Mirror
7. But Art Flows
8. Shadow Of The Past
9. Calling Out
10. Labyrinth
11. Down By The Sea
12. Waves
13. Show You