Es gibt ja neben den „normalen“ Konzerten auch immer wieder Shows, die zu einem besonderen Anlass stattfinden, wie zum Beispiel Releaseshows oder Jubiläumsshows. Der Anlass der heutigen Show steckt schon im Namen, denn er bedeutet „in Gedenken an die Toten“. Heute geht es um eine ganz besondere Tote, denn es jährt sich zum ersten Mal der Tag der Beerdigung von Atrium Noctis Gründerin Hydra Gorgonia. Silence von Rotting Demise war früher Sänger bei dieser Band und hatte die Idee, sie mit einem besonderen Konzert mit ehemaligen Mitgliedern zu ehren. Neben Rotting Demise sind Melinoe aus dem Ruhrpott und Midvest aus Köln am Start.
Los geht’s mit Melinoe. Die Band gibt’s seit dem Jahr 2021, und bis vor Kurzem war’s noch ein Quintett. Melinoe stehen aber seit Februar ohne Sängerin da, und so werden die Gesangsparts wechselweise von Basser Anagnorisis und einem der Gitarristen übernommen. Die haben die Texte sicherheitshalber in ausgedruckter Form vor sich, und, wie Anagnorisis erklärt, würde man sich sehr freuen, wenn der Posten am Mikrofon schnellstens wieder besetzt werden könnte. Wer sich also berufen fühlt: gern bei Melinoe melden. Respekt an Melinoe, dass sie aus dieser Situation das Beste gemacht, teilweise auch improvisiert oder längere Instrumentalparts eingebaut haben. Aber der Anlass für diese Show war natürlich Motivation genug, nicht abzusagen. Ich brauche zugegebenermaßen ein wenig länger, um mich in Songs wie Melinoe, Aus der Asche oder The Curse Of Sisyphus reinzufinden, denn der Melancholic Melodic Black Metal von Melinoe wartet mit einigen progressiven Elementen auf. Aber je länger die vier spielen, desto mehr kann ich’s genießen.
Auch von Midvest, die jetzt an der Reihe sind, habe ich vorher noch nichts gehört, obwohl es die Band tatsächlich schon seit dem Jahr 2012 gibt. Sänger Dominic geht gleich mal auf Tuchfühlung zum Publikum, das noch Abstand zur Bühne hält, und baut sich weit vor der Bühne auf. Von dem so rohen wie melodischen Black Metal à la Melinoe ist jetzt nichts mehr zu hören. Midvest fahren in ihren Songs das ganz große Orchester auf, und ich muss bei den Symphonic Black Metal-Tracks das eine oder andere Mal tatsächlich auch an Bands wie Dimmu Borgir denken. Bei dem Quartett gibt’s dann auch den ersten bandübergreifenden Auftritt, denn für den Song In Memoriam Moriendi, der heute zwei Mal gespielt werden soll, kommt Silence von Rotting Demise mit auf die Bühne. Drei der Bandmitglieder von Midvest und einer der Gitarristen von Melinoe waren damals auch Teil von Atrium Noctis, so dass jetzt tatsächlich fast die gesamte Atrium Noctis-Besetzung auf der Bühne steht. Die Lücke, die nach Hydras Tod entstanden ist, wird jetzt fast schon sichtbar.
Wie Jesus am Kreuz sieht Silence aus, als er mit Dornenkrone auf dem Kopf gemeinsam mit seinen Bandkollegen von Rotting Demise die Bühne betritt, vor der es jetzt sehr kuschelig eng wird. Aber dass er das Kreuz auf dem Kopf stehend in die Höhe reckt, spricht dann ja Bände. Es ist tatsächlich schon knapp zwei Jahre her, dass ich das Quintett mal live erleben durfte, und heute sehe ich sie zum ersten Mal mit ihrem „neuen“ Basser Infernum, der im vergangenen Jahr den Platz von Marco übernommen hatte. Das letzte Album My Whole Wrath stammt aus 2023, und so finden sich heute bereits vier neue Tracks neben den vier Songs eben dieses Albums auf der Setliste. Und wo ich gerade was von Jesus schrieb, mit dem neuen Song God’s Falling Kingdom geht’s los. Mit den Titeln der folgenden Songs allein könnte man dann fast schon eine Geschichte erzählen. God’s Falling Kingdom – The Arrival Of The Apocalypse (vom 2023er Album) – Death Hunts Us All! (neu). Und im Geschichten erzählen sind Rotting Demise sehr gut. Für Decay Of Time kommt dann auch Ernö mit auf die Bühne, der Silence am Mikro verstärkt. Ernö könnten einige von euch als Gitarrist und Sänger von Trail Of Sulfur kennen, mittlerweile ist er Sänger von Bleeding Ocean. Danach wäre es dann eigentlich soweit, dass Rotting Demise ihre Version von In Memoriam Moriendi gespielt hätten. Da es mittlerweile aber nach 22 Uhr ist, und das Valhalla, wie viele andere Locations auch, sehr strenge Lärmschutzauflagen zu erfüllen hat, fällt nun ausgerechnet dieser Track diesen Auflagen zum Opfer. Die Enttäuschung darüber steht nicht nur den Bandmitgliedern ins Gesicht geschrieben, und auch mir tut’s sehr leid. So bleibt nur noch ein Abschlussfoto, bevor es dann an den Abbau geht.
Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de
Eventname:
In Memoriam Moriendi
Künstler:
Melinoe, Midvest, Rotting Demise
Ort:
Valhalla, Köln
Datum:
15.03.2025
Genre:
Black Metal, Symphonic Black Metal
Veranstalter:
Demonology