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Lesedauer ca. 6 min.

Glowing Ember Festival am 22.04.2023 im Helvete, Oberhausen

Eventname:

Glowing Ember Festival

Künstler:

Caesar's Green, Chaross, Onyxsin, 4 Cool Cats, [soon], Beware The Kraken, Selfish

Ort:

Helvete, Oberhausen

Datum:

22.04.2023

Genre:

Hard Rock, Thrash Metal, Melodic Death Metal, Dark Rock, Progressive Metal, Death Metal, Progressive Death Metal, Rock

Veranstalter:

Wie eigentlich jeden Samstag fanden auch gestern in der näheren Umgebung diverse Shows statt. Da habe ich normalerweise die Qual der Wahl. Das Glowing Ember Festival stand allerdings schon ziemlich lange bei mir im Kalender. Zum einen liebe ich das Helvete in Oberhausen, zum anderen kannte ich vom Line-Up drei Bands. So dachte ich zumindest, es waren aber tatsächlich vier. Das stellt sich schon vor Einlass heraus, als mich Gitarrist Frank von Selfish anspricht, da ich sie ja schon im vergangenen Jahr beim SPH in Bochum fotografiert hatte. Ja ja, das Alter… 😀 Vorm Helvete läuft mir auch gleich noch Lenny von [soon] in die Arme. Bei denen ist es was länger her, dass ich sie, ebenfalls in Bochum, zum letzten Mal gesehen hatte, umso mehr habe ich mich gefreut, dass es heute nun endlich mal wieder klappen sollte.

Als erste Band darf allerdings Caesar’s Green ran. Das ist eine der Bands, die ich schon kannte. Vor der Show, wie immer, sehr entspannt und immer zu einem Pläuschchen aufgelegt, findet dann auf der Bühne der Wandel statt. Mit dem schnellsten Track der Setliste legen die Männer los, ein Blick auf die Setliste verrät mir, dass Sweet Sally tatsächlich mit 193bpm aufwartet. Das ist zwar nichts im Vergleich zu dem, was Beware The Kraken später noch abliefern, aber da kann man schon mal ordentlich headbangen und die Pommesgabel zeigen. Da die Männer nicht allzu viel Spielzeit haben, werden die Ansagen relativ kurz gehalten, aber die Bedeutung hinter dem Songtitel Red Coat kriegen wir erklärt. Ein roter Mantel ist ja eigentlich nichts Besonderes, hier steht die rote Farbe allerdings für Blut, und der Mantel wird von Donald Trumpp getragen. Nach sechs Songs ist die Show für Caesar’s Green dann schon wieder zu Ende, und mit dem letzten Track versprechen sie I’ll Be There.

Beim ersten Auftritt von Chaross war ich dabei, der fand ebenfalls hier im Helvete statt. Dass ihr Sänger und Gitarrist Daniel mich vor dieser Show gefragt hat, ob ich wieder fotografieren mag, hat mich natürlich sehr gefreut. Abgesehen davon habe ich mich aber sowieso darauf gefreut, die Jungs heute wiederzusehen. Mit ihrer Show beweisen sie dann, dass sie ordentlich an ihrer Performance gearbeitet haben und mittlerweile wissen, wie sie den von ihnen zelebrierten Thrash Metal anbringen müssen. Und das Publikum dankt es ihnen. Da werden Pommesgabeln in die Höhe gereckt, und einige der Fans sind bei Songs wie Damned To Thrash oder Fight This War schon sehr textsicher. Der Songtitel Open Up This Pit ist dann wörtlich zu nehmen, aber dazu muss Daniel die moshwütige Meute vor der Bühne nicht allzu lange auffordern. Da bringe ich mich dann lieber mal kurz in Sicherheit und schaue dem Treiben von der Seite aus zu. 😀

Von Onyxsin hatte ich bislang noch nichts gehört. Allzu lange gibt’s die Band noch nicht, Ende 2021 wurde sie gegründet. Ihre erste Show haben sie tatsächlich erst in diesem Jahr gespielt, aber dafür zocken sie sich doch sehr lässig durch ihre Setliste. Eins fällt mir sofort auf: am Schlagzeug sitzt ein Mädel, das nicht nur mit sehr gutem Aussehen sondern auch mit einem kraftvollen Spiel aufwartet. Eine zweite Sache fällt mir später auf: Was Gitarrist/Backgroundsänger Gary da mit seiner 7-Saiter veranstaltet, ist schon auf mächtig hohem Niveau. Musikalisch setzen die Jungs auf einen sehr gediegenen Mix aus Melodic Death Metal, Alternative Metal und Hardrock. Das erschließt sich mir nicht sofort, sorgt aber wieder für ordentlich Bewegung vor der Bühne. Aktuell sind die Jungs übrigens auf der Suche nach einem Bassisten. Dass sie in ihrer Kontaktanzeige auf der BackstagePro-Seite unter Skill “fortgeschritten” schreiben, kann ich verstehen. Also, wer sich angesprochen fühlt, gern melden, damit es mit Shows weitergehen kann!

Beim Bandnamen 4 Cool Cats musste ich ja zugegebenermaßen erstmal grinsen. Katzen sind meine Lieblingstiere, und aus eigener Erfahrung weiß ich, wie bei diesen Tieren zwischen Schnurren und Fauchen nur Sekunden liegen können. Gefaucht wird bei den Männern nicht, aber bei ihrem sehr geilen Hardrock ist zwischen Schnurren und Krallen ausfahren auch so ziemlich alles möglich. In diesem Jahr können sie ihr fünfjähriges Bestehen feiern. Und auch, wenn sie schon seit geraumer Zeit keine Show mehr gespielt haben, wissen sie natürlich noch, wie’s geht. Die Freude darüber, hier und heute auf der Bühne zu stehen, sieht man ihnen in jeder Sekunde an, die Männer sprühen vor Energie. Und bei dem Spaß kann man dann auch mal eine seriöse Botschaft sehr unterhaltsam verpacken, nämlich Don’t Drink And Drive. Ob die Queen Of The Night dann tatsächlich noch zu Crying In The Rain verdammt ist, weiß ich nicht. Zum Wetter würde es jedenfalls passen. Aber daran brauchen wir hier drinnen keinen Gedanken verschwenden, hier laufen keine Regen- sondern höchstens Schweißtropfen.

Genretechnisch sind [soon] mit ihrem Dark Rock heute die große Ausnahme, und ihr Slot direkt nach 4 Cool Cats dementsprechend ein ziemlich krasser Stilwechsel. Tatsächlich schon seit 20 (!!) Jahren gibt es die Band, für mich ist es ein schönes Wiedersehen nach irgendwas um die fünf Jahre. Ihr Album Better Days aus 2016 ist tatsächlich immer noch das “aktuelle”, aber wie mir Sänger Eric vor der Show erzählte, kam tatsächlich immer irgendwas dazwischen. So darf ich mich also mit Songs wie dem Titeltrack des aktuellen Albums oder auch Someone Else (vom 2011er Album Lonely Way), Estrangement (vom 2007er Album Without A Trace) oder Desperate (vom 2006er Album End Isolation) auf eine Zeitreise begeben. Und nicht nur die Songs sind auch nach den vielen Jahren sofort wieder vertraut. Auch an der Show hat das Trio nichts geändert, und das ist für mich fast wie ein Nach-Hause-Kommen. 🖤

Direkt nach [soon] gibt’s dann den krassesten Stilwechsel, denn jetzt sind Beware The Kraken dran. Das war auch eine der Bands, die ich noch nicht kannte. Gegründet im Jahr 2018 ist auch bei denen eine Party zum fünfjährigen Jubiläum fällig! Wenn ich die Liste auf ihrer Homepage richtig deute, ist das heute zwar erst ihr vierter Auftritt, allerdings sind die Mitglieder keine Neulinge in der Szene. Das merkt man ihnen auch an, als sie mit brachialem (Progressive) Death Metal nicht nur bei mir für runtergeklappte Kinnladen sorgen. Bassist Stephan hatte ich schon vor vielen Jahren mit seiner ehemaligen Band Went Blank live erlebt. Der sieht trotz des teilweise rasanten Tempos, das die Songs aufnehmen, genauso entspannt aus, wie Gitarrist Uwe, der nur hin und wieder einen Blick auf sein Instrument wirft, während die Finger über die Saiten flitzen. Da hat’s Drummer Marius schon sehr viel schwerer, während er sich durch die Blastbeats und Double Base-Attacken arbeitet. Gekrönt wird das Ganze von den abgrundtief bösen Growls von Fredrik, die aus Songs wie Silence Is Compliance, Across The Empty Void oder Persuasion ein Fest für alle Fans des Genres machen.

Die letzte Band hat ja oft das Pech, dass die Location sich geleert hat, bevor ihre Show losgeht. Auch bei Selfish haben sich die Reihen schon merklich gelichtet, aber davon lassen sich die Jungs scheinbar nicht beeindrucken. Aus der “Weltstadt” Hemer im Sauerland, wie sie es mit einem Grinsen in der Ansage verkünden, sind sie angereist und bringen ihre rockigen Tracks mit nach Oberhausen. Seit mehr als 15 (!!) Jahren gibt’s die Band bereits, da müssen sie die Songs für ihre Setliste wahrscheinlich auswürfeln. Im März haben sie ihren neuen Gitarristen Danny vorgestellt, dem man allerdings definitiv nicht ansieht, dass er gerade mal knapp zwei Monate dabei ist. Riffs kann er sowieso, da gibt’s dann einige sehens- und hörenswerte Battles mit Frank. Bei den 70er Jahre-getränkten Rocksongs werden wir alle noch einmal jung und können ganz zum Schluss dieses tollen Festivals auch noch einmal die mittlerweile vielleicht müde gewordenen Knochen (meine waren es zumindest) mobilisieren. Und auch wenn die Songs mal den Herzschmerz thematisieren oder auch Sozialkritik üben, überwiegt doch die Lebensfreue, die Selfish mit ihrem Rock rüberbringen.

Mittlerweile ist es tatsächlich weit nach Mitternacht, aber ich sehe immer mal wieder Mitglieder der Bands im Helvete verstreut. So gönne ich mir auch eine sehr ausgedehnte Abschiedsrunde, bevor ich mich auf den Weg nach Hause mache.

Die kompletten Fotostrecken gibt’s wie immer auf https://heike-leppkes-konzertfotos.de

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